
DEFI-Écologique, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Veranstaltung
Fachforum Agroforst – Von der Vergangenheit in die Zukunft
Als Agroforstsysteme gelten Gehölze, die im Rahmen von Ackerbau und/oder Tierhaltung eingesetzt
werden. Sie haben dabei eine positive Wirkung auf die landwirtschaftliche Produktion und können
gleichzeitig für die Holzgewinnung genutzt werden. Bei der Agroforstwirtschaft geht es also um die
multifunktionale Landnutzung. Solche können sein: Hecken wie historische Windschutzhecken oder
Wallhecken/Knicks zur Einfriedung, Streuobstwiesen mit Weideflächen oder moderne Formen wie
Kurzumtriebswirtschaft (Alley cropping) mit Weideflächen, Forest farming mit Pilzzucht und
Kräutergewinnung sowie Permakulturen.
Die Agroforstwirtschaft wird heute als eine moderne und zukunftsfähige Landbewirtschaftung
angesehen, weil sie zu einer rentablen Landwirtschaft führt und gleichzeitig eine Anpassung an den
Klimawandel (Extremwetterereignisse) darstellt, Böden verbessert, gegen Schädlingsbefall schützt, die
biologische Vielfalt erhöht und nicht zuletzt zur Bereicherung des Landschaftsbildes beiträgt. Immer
mehr landwirtschaftlich produzierende Betriebe nutzen Agroforstsysteme oder interessieren sich für
ihren Einsatz. Dabei erfahren sie Unterstützung von Forschungsprojekten, Fachverbänden und
Fachberatern.
Die modernen Agroforstsysteme können dabei auf vielfältige historische Nutzungsformen Bezug
nehmen. Viele Vereine in den ländlichen Räumen befassen sich mit Flurgehölzen in ihrer Region,
engagieren sich für die Erhaltung und die Entwicklung, geben Wissen weiter und stärken damit auch die
regionale Identität. Die Erhaltung und moderne Weiterentwicklung von historischen und modernen
Agroforstsystemen ist daher auch Teil von Heimatgestaltung.
In dieser Veranstaltung werden historische und aktuelle Agrofortsysteme in ihrer Bedeutung für die
moderne Landwirtschaft, für die Biodiversität und für die Gestaltung der Umwelt betrachtet. Ebenso
sollen gute Beispiele für die Vernetzung von Akteuren und die Vermittlung des Themas vorgestellt
werden.
Inhaltlich werden im Fachforum der ökologische, soziale und wirtschaftliche Mehrwert von Agroforst,
Möglichkeiten des Zusammenwirkens von Akteuren und der regionalen Vermarktung beleuchtet. Mit
verschiedenen Akteuren aus Landwirtschaft, Forschung, Verbänden und Vereinen sollen die Ergebnisse
allgemeinverständlich aufgearbeitet werden, Empfehlungen formuliert und öffentlichkeitswirksam
präsentiert werden. Eine Exkursion ermöglicht die Besichtigung von Agroforstsystemen vor Ort.
Förderer der Veranstaltung ist die Landwirtschaftliche Rentenbank (LRB).
Das Programm kann hier als PDF abgerufen werden.

Veranstalter
Das Fachforum wird veranstaltet vom Bund Heimat und Umwelt in Deutschland (BHU) sowie vom Netzwerk Stadt-Land Sachsen-Anhalt e.V., von den Projekten „SMART Agroforst“ und „FaiReSyst“ im Rahmen der Modellregion Mitteldeutschland in Sachsen-Anhalt – Digitalisierung pflanzlicher Wertschöpfungsketten (DiP) an der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg sowie vom Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e. V.
John Palatini, Geschäftsführer des Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt
Grußwort
Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Praxis und Zivilgesellschaft,
im Namen des Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt darf ich Sie herzlich zu diesem zweiten Tag des Fachforums „Agroforst – Von der Vergangenheit in die Zukunft“ begrüßen. Das Thema ist historisch verwurzelt, gegenwärtig von höchster Relevanz und weist zugleich, wie der Titel der Veranstaltung es bereits ausdrückt, in die Zukunft.
Der Landesheimatbund ist der Dachverband der Kultur- und Heimatvereine in Sachsen-Anhalt. Ein Teil unserer meist im ländlichen Raum aktiven Mitgliedsvereine setzt sich auf verschiedene Weise für den Erhalt, die Pflege und das lebendige Weitergeben von Kulturlandschaften ein. Und damit sind diese Vereine, auch wenn sie sich selbst so nicht bezeichnen, „Agroforst-Aktive“.
Denn was sind Streuobstwiesen, Feldhecken, Baumreihen entlang von Wegen, Hutewälder oder Wallhecken anderes als lebendige Beispiele für historisch gewachsene Agroforstsysteme? Sie verbinden Landnutzung und Biodiversität, Landschaftsästhetik und ökonomischen Nutzen – und sie gehören zu unserem immateriellen, lebendigen Kulturerbe, das wir als Beratungsstelle für das Land aktiv unterstützen.
Agroforst ist nicht nur eine gegenwärtige Methode der Landbewirtschaftung, sondern zugleich Teil des Kulturerbes und wird angesichts von Klimawandel, Artenverlust und der Notwendigkeit nachhaltiger Landnutzung immer mehr zu einem Hoffnungsträger für die Zukunft. Gerade viele unserer Vereine arbeiten ehrenamtlich an diesen Schnittstellen:
– Sie pflegen alte Obstsorten und bewahren das Wissen um deren Nutzung.
– Sie legen neue Streuobstwiesen an – oder retten die alten.
– Sie kartieren historische Landnutzungsmuster und bringen sie in Bildungsarbeit und Heimatforschung ein.
– Und sie leisten praktische Landschaftspflege – Hand in Hand mit Kommunen, Landwirtschaft und Forst.
Agroforst ist also mehr als nur ein landwirtschaftliches Konzept. Es ist ein kulturelles Prinzip: ein Denken in Beziehungen statt in Trennungen, in Vielfalt statt in Monokultur. Und damit passt es sehr gut zu unserer Arbeit im Landesheimatbund – und zu einer Kultur des Miteinanders im ländlichen Raum.
Ich wünsche diesem Fachforum einen weiteren inspirierenden Verlauf, lebendige Diskussionen und viele neue Verbindungen – zwischen Akteuren, zwischen Generationen und auch zwischen Tradition und Innovation.