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Von den Anfängen bis heute

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Konnex - „Zeitschrift für Regional- und Heimatforschung Sachsen-Anhalt“ (Nr. 2, 2025)

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Der Verein für Geschichte und Naturwissenschaft in Sangerhausen und Umgegend e. V.

Das 19. Jahrhundert war auch in der preußischen Provinz Sachsen die Epoche der Herausbildung des Vereinswesens, eine Epoche, in der man Organisationsformen für gemeinsames Handeln schuf, die bis heute nachwirken. Es entwickelte sich das Vereinswesen. Vereine haben immer noch für die Geschichte von Politik, Gesellschaft und Kultur eine außerordentlich hohe indikatorische Bedeutung. Die beschriebene Entwicklung ging auch an der Kreisstadt Sangerhausen nicht spurlos vorüber.1

Die Gründung des Vereins

Am 20. September 1873 waren im Unterhaltungsblatt des Sangerhäuser Kreisblattes Vorschläge zur Gründung eines Altertum svereins zu lesen (Abb. 1). In der Folge traten am 2. November der Gymnasialdirektor Dr. Albert Fulda, der Altertumsforscher und Kunsthistoriker Dr. Julius Schmidt und der Lehrer Dr. Gustav Dannehl mit Pastor Reinecke in Verbindung und beschlossen am 19. November 1873 eine öffentliche Sitzung zur Gründung des Vereins einzuberufen. 16 Herren nahmen an der Gründungsversammlung teil. Dr. Fulda legte den Entwurf der Statuten vor. Als Vorstand wurden gewählt: Rektor Dr. Fulda, Sangerhausen, Vorsitzender; Pastor Reinecke, Lengefeld, Schriftführer; Lehrer Menzel, Sangerhausen, Archivar; Staatsanwalt von Wille, Sangerhausen, Schatzmeister (Abb. 2). Mit seiner nächsten Sitzung, am 5. Februar 1874, begann der Verein seine Tätigkeit. An diesem Tag wurden auch die Statuten angenommen (Abb. 3). Das 1874 erlassene Statut2 behielt der Verein, abgesehen von einigen geringfügigen Änderungen bei. Die Aufgabe des Vereins wird in den Paragraphen 1 und 2 formuliert:


„§ 1 Der Verein für Geschichte und Altertumskunde von Sangerhausen und Umgegend stellt sich die Erforschung der Geschichte und Altertümer der Stadt und ihrer Umgegend und die Erhaltung historischer Urkunden und Denkmäler zur Aufgabe.

§ 2 Diese Aufgabe wird der Verein zunächst zu lösen suchen durch Vereinsversammlungen,
durch Publikationen und durch Anlage einer Vereinssammlung.“

Abb. 1: Sangerhäuser Kreisblatt, 20.09.1873.

Abb. 2: Sangerhäuser Zeitung, 22.11.1873.

Abb. 3: Sangerhäuser Zeitung 28.02.1874.

Auf den Vereinsversammlungen, die jährlich viermal stattfinden sollten, sah man Vorträge zur Geschichte der Stadt und der Umgebung vor. Auch Vorträge aus der allgemeinen Geschichte waren nicht ausgeschlossen. (§ 5)

Lokalgeschichtliche Publikationen von wissenschaftlicher Bedeutung sollten der Zeitschrift des Harzvereins übergeben werden. Außerdem waren durch Veröffentlichungen in den Lokalzeitungen breite Kreise für die Heimatforschung zu interessieren. (§ 6)

Um viele Mitglieder zu gewinnen, wurde ein niedriger Jahresbeitrag in Höhe von 1 Taler, später 3 Mark festgelegt. Trotzdem wuchs die Zahl der Mitglieder nur allmählich. Sie erreichte ihren Höhepunkt 1925 bis 1930, als rund 200 Personen dem Verein angehörten. Nach 1933 verlor der Verein eine Reihe von Mitgliedern. Der im letzten Mitteilungsheft 1941 von Studienrat Vondran gegebene Bericht zeigt, dass der Niedergang des Vereins im Zusammenhang mit dem Faschismus gesehen werden muss. Vondran schrieb:

„In den darauffolgenden Jahren (ab 1934) war die Vereinstätigkeit sehr gering. Die Gründe dafür sind mannigfacher Art. Der Vorstand, der bis 1934 die Geschicke unserer Gemeinschaft geleitet hatte, bestand aus alten Herren, deren vaterländische Gesinnung zwar über jeden Zweifel erhaben war, die sich aber nach dem nationalsozialistischen Umbruch irgendwie gehemmt fühlten. Bei der Gleichschaltung trat an die Spitze des Vereins Bankdirektor Akemann, der sein Augenmerk hauptsächlich auf das stark vernachlässigte Museum und seine Neugestaltung im Neuen Schloss richtete. Dazu kam, dass sich die Teilnahme der Sangerhäuser in diesen Jahren ausschließlich der politischen Gegenwart zuwandte. […]

Die führenden Freunde der Heimatgeschichte zogen sich zurück, die neuen politischen Kräfte aber waren mit den dringenden Tagesfragen beschäftigt. Dem Verein fehlte damals leider ein Mitglied an leitender Stelle, der die reiche Überlieferung, wie sie von Reinhold Krieg und Friedrich Schmidt geschaffen worden war, miterlebt hatte, […] und zugleich der NSDAP angehörte. Die Parteimitglieder aber, die im Verein das Erbe zu hüten übernommen hatten, weilten erst kurze Zeit in der Stadt. […]“3

Die neue Zeit ging also an den Mitgliedern des Vereins, ebenso wie in ganz Deutschland, nicht spurlos vorüber (Abb. 4).

Abb. 4: Die gesamte Stadtverwaltung um 1935 am Rathaus.

Zusammenfassung der Vereinsmitglieder nach Berufsgruppen

Um festzustellen, welche Kreise im Verein vertreten waren, sind die Mitglieder nach Berufsgruppen zusammengefasst. Das Kleinbürgertum machte den Hauptanteil aus. Etwa bis um die Jahrhundertwende überwogen Pfarrer, Lehrer, höhere Justiz- und Verwaltungsbeamte sowie Rittergutsbesitzer. Dann nahm besonders die Zahl der Kaufleute, Gewerbetreibenden, Handwerksmeister und einfachen Beamten zu.

Maßgeblich für das Wirken des Vereins war der Vorstand. Laut Statut musste der Vorstand alljährlich gewählt werden. In der ersten Periode, bis 1888, bestand der Vorstand aus Lehrern und Pfarrern, die alle aktiv mit Vorträgen, Veröffentlichungen und Forschungen zu der fruchtbaren Vereinstätigkeit der ersten Jahre beitrugen. 1888 wurden, nach der Vereinigung mit dem Naturwissenschaftlichen Verein, über mehrere Jahre sechs Vorstandsmitglieder gewählt. In den folgenden Jahren finden wir auch Kaufmann Witschel, Direktor der Aktienmalzfabrik; Baumeister Linke und Bankier Quensel im Vorstand. Die meisten Vorstandsmitglieder nach 1888 wurden von den Lehrern gestellt. Bis 1914 waren außerdem einige Herren verschiedener Berufe im Vorstand, die, ebenso wie die Mehrzahl der Mitglieder, nur Interessenten waren und nicht mit eigenen Vorträgen und wissenschaftlichen Arbeiten hervortraten. Pfarrer waren nach 1888 nicht mehr im Vorstand. Während sich der Vorstand bis 1933 allmählich, im Laufe von Jahren erneuerte und immer ein Teil der Mitglieder wieder gewählt wurde, brach diese Entwicklung 1934 abrupt ab. Der ganze Vorstand war neu und bestand nur noch aus drei, später aus zwei Herren, die alle erst 1933 Mitglied geworden waren und off ensichtlich der NSDAP angehörten. Damit zeigte sich die Auswirkung der Gleichschaltung (Abb. 5).

Abb. 5: Der Vereinsvorstand 1930, oben stehend: Louis Arendt, Hermann Steudener, unten sitzend: Friedrich Schmidt, Reinhold Krieg.

Die im Statut gestellten Aufgaben verfolgte der Verein in den rund 70 Jahren seines Bestehens recht unterschiedlich, sowohl in Bezug auf den Inhalt, als auch auf Intensität seiner Tätigkeit. Die erste Periode, von 1873 bis 1887, ist durch eine umfangreiche Vortragstätigkeit gekennzeichnet. Die Vorträge waren fast ausschließlich der Heimatgeschichte gewidmet und beruhten im Wesentlichen auf eigenen Forschungsergebnissen der Mitglieder, die als Referenten auftraten. Es wurden vom Februar 1874 bis Mai 1888 insgesamt 53 Vorträge gehalten. Ein Teil der Vortragsthemen wurde in der Zeitschrift des Harzvereins und den Mitteilungsheften des Vereins abgedruckt. Den Vorträgen lag kein einheitliches Programm zugrunde. Die verschiedensten Themen der Heimatgeschichte wurden in bunter Folge behandelt. Mit der Stadtgeschichte von Sangerhausen beschäftigte sich besonders Lehrer Menzel. Er betrieb umfangreiche Studien im Stadtarchiv, das er im Auftrage des Magistrats neu geordnet hatte. Auf den Vereinsabenden trug er seine Forschungsergebnisse vor: Siegel der Stadt; Herren von Sangerhausen und ihre Besitzungen; Gerichtsbarkeit; Geschichte der geistlichen Institute bis zur Reformation; Stadtgymnasium 1732 bis 1765; Leben des Landrentmeisters Tryller und die Tryllerstiftung. Weitere Vortr.ge zur Stadtgeschichte wurden von Dr. Julius Schmidt und Dr. Fulda gehalten (Abb. 6/7).

Abb. 6: Dr. Julius Schmidt (1823–1897), ab 1880 Vorstandsmitglied.

Abb. 7: Dr. Albert Fulda (1841–1886).

Außerdem führte man seit 1873 jährlich eine Exkursion durch. Meist wurden mittelalterliche Burgen und Burgruinen der Umgebung besichtigt.

Auch der Geschichte einzelner Orte der Umgebung waren zahlreiche Vorträge gewidmet. Auf diesem Gebiet war Menzel ebenfalls sehr rührig. Er besprach die Gemeindesiegel des Kreises, das Kloster Kaltenborn, Pfalz und Dorf Wallhausen, die Wüstung Brechtewende. Pastor Schrader hielt verschiedene Vorträge über Kloster und Dorf Rohrbach und die Schule Oberröblingen. Pfarrer Reinecke sprach über die Zoberbrüderschaft in Großleinungen und das Dorf Lengefeld. Ferner wertete er die Materialien des Ephoralarchives für die Zeit 1539 bis etwa 1580 aus und legte die Ergebnisse seiner Studien in mehreren Vorträgen dar. Dr. Julius Schmidt und Staatsanwalt von Wille machten die Vereinsmitglieder mit den Bau- und Kunstdenkmälern des Kreises vertraut.

Neben der Heimatforschung, die sich in den Vorträgen widerspiegelte, widmete sich der Verein der Sammlung von Münzen, Büchern, Urkunden und „Altertümern“. 1880 umfasste die Vereinsbibliothek 101 Bände, in der Sammlung befanden sich rund 400 Münzen, 16 Urkunden und 144 „Altertümer“ (worunter alle musealen Gegenstände genannt sind). 1880 war die Sammlung bereits provisorisch im Gymnasium ausgestellt.

Ein Erfolg war die Herausgabe des ersten Heftes der Mitteilungen, das im Februar 1881 in 240 Exemplaren vorlag. Es beinhaltete zwei Arbeiten, von Menzel „Die Herren von Sangerhausen und ihre Besitzungen“ und von Reinecke „Die Geschichte von Lengefeld und Wettelrode“, die in kürzerer Form bereits in Vorträgen behandelt worden waren (Abb. 8).

Abb. 8: Das erste Mitteilungsheft aus dem Jahr 1881.

Der Verein ab 1888

1888 änderte der Verein seinen Namen. Er nannte sich seit der Vereinigung mit dem 1858 gegründeten Naturwissenschaftlichen Verein nun „Geschichtlich Naturwissenschaftlicher Verein für Sangerhausen und Umgegend“ und seit 1898 „Verein für Geschichte und Naturwissenschaft in Sangerhausen und Umgegend“. Allmählich änderte sich auch der Vereinscharakter. Während bisher die Erforschung der Heimatgeschichte im Vordergrund stand, gewann jetzt die Vermittlung allgemeiner historischer und kulturhistorischer Kenntnisse an Bedeutung. Es wurden zwar auch in dieser Zeit zwei bis drei Vorträge im Jahr gehalten, die aber zum größten Teil populärwissenschaftlichen Charakter hatten. Soweit ermittelt werden konnte, wurden in der Periode von 1888 bis 1914, also in 26 Jahren, nur 13 heimatgeschichtliche Themen zu Gehör gebracht und zwar hauptsächlich von Friedrich Schmidt, der seit 1890 Lehrer an der Stadtschule Sangerhausen war (Abb. 9).

Zur Stadtgeschichte von Sangerhausen erschien von ihm 1906 ein zweibändiges Werk, eine sehr materialreiche Arbeit, die heute noch grundlegend für die Stadtgeschichte ist. „Der Verein hat all die Jahre hindurch die Schmidtschen Forschungen in jeder Beziehung unterstützt.“4 Herausgegeben wurde das Werk vom Magistrat der Stadt Sangerhausen (Abb. 10).

Nach wie vor widmete sich der Verein der Sammlung prähistorischer und historischer Gegenstände. Am 20. April 1910 beschloss die Stadtverordnetenversammlung nach einer Eingabe des Vereins, die Räume im Morungshof auszubauen, um der Vereinssammlung endlich eine würdige und zweckmäßige Unterkunft zu geben (Abb. 11).

Abb. 9: Friedrich Schmidt (1862–1933).

Abb. 10: Geschichte der Stadt Sangerhausen, hier Band 2, 1906.

Abb. 11: Der Morungshof um 1925.

In dieser Periode bemühte sich der Verein um einige Objekte der Denkmalpflege, wie die Ruine der Katharinenkirche im Helmstal, die Bonifatiuskirche in Sangerhausen und das Kloster Kaltenborn. Für praktische Maßnahmen fehlten aber die finanziellen Mittel. 1904 und 1905 wurden die Erker und die kunsthistorisch wertvollen Bürgerhäuser fotografiert.

In den Jahren 1914 bis 1924 ruhte die Vereinstätigkeit fast völlig. Die Mitgliederzahl war während der Kriegs- und Nachkriegsjahre erheblich zurückgegangen. 1921 versuchte man wieder mit der Vortragstätigkeit zu beginnen, dann folgte eine Ruhepause bis zum Herbst 1924. Die seit 1875 alljährlich durchgeführten und sehr beliebten Exkursionen konnten erst 1926 wieder aufgenommen werden.

Ab 1925 begannen wieder regelmäßige Vortragsabende. Bis 1933 bezogen sich die Vorträge fast ausschließlich auf die Heimatgeschichte und fußten teilweise auf eigenen Untersuchungen der Referenten. Neben den bewährten Kräften Lehrer Schmidt und Amtsgerichtsrat Krieg hielt Druckereibesitzer Louis Arendt verschiedene Vorträge zur Stadtgeschichte. Nach den Vereinsberichten
wurden in dieser Zeit durchschnittlich zwei Vorträge im Jahr gehalten (Abb. 12).

Abb. 12: Amtsgerichtsrat Reinhold Krieg (1857–1940), Leitung des Vereins von 1906 bis Ende 1930.

Wie bereits erwähnt, existierte der Verein nach 1933 mehr oder weniger nur noch der Form nach. Infolge der Bevormundung durch die NSDAP konnte der Verein seine Tätigkeit nicht traditionsgemäß fortsetzen. Ein Teil der Mitglieder distanzierte sich vom Verein und die Mitgliederzahl sank erheblich.

Nachdem das Vereinsleben nach 1941 nahezu zum Stillstand gekommen war, existierte der Verein nach 1945 nur noch auf dem Papier. In Zuge der neuen Zeit, allerdings auch noch vor der Gründung der DDR, wurde der Verein für Geschichte und Naturwissenschaft von Sangerhausen und Umgegend am 13. April 1949 in den Kulturbund überführt. Vereine waren nun nicht mehr zulässig bzw. nicht mehr erwünscht. Zunehmend wurde das gesamte kulturelle und gesellschaftliche Leben politisch von der SED beeinflusst und gesteuert. Im Kulturbund betätigten sich einige ehemalige Vereinsmitglieder weiter auf dem Gebiet der Erforschung der Heimatgeschichte. Sie hatten hier ihre Nische gefunden.

Das 1952 eingeweihte Sangerhäuser Spengler-Museum, benannt nach dem Tischlermeister und Heimatforscher Gustav Adolf Spengler (1869–1961), übernahm das gesamte verbliebene Inventar des Vereins. Dazu zählen die Sammlungen und die reichhaltige Vereinsbibliothek sowie das nachgelassene Schriftgut des Vereins (Abb. 13).

Abb. 13: Das Spengler-Museum, Aufnahme von 1970.

Neubeginn 1991 – Der Verein für Geschichte von Sangerhausen und Umgebung e. V.

Erst nach 1990 war es im Osten Deutschlands wieder möglich, Vereine zu gründen. Bereits im Frühjahr 1990 stellten rührige, an der Heimatgeschichte interessierte Personen, erste Überlegungen zu einer Geschichtsvereinsneugründung an. Man wollte den Verein von 1874 nicht wieder reaktivieren,
sondern einen Neubeginn wagen, aber in der Tradition des Vorgängervereins (Abb. 14).

Abb. 14: Das Vereinslogo nach der Vereinsneugründung 1991.

Am 19. Januar 1991 trafen sich 39 an der Heimatgeschichte interessierte Personen im Evangelischen Gemeindehaus in Sangerhausen unter Federführung von Dr. Karl-Heinz Dechow, um die Weichen zur (Wieder -)Gründung eines Geschichtsvereins in Sangerhausen zu stellen. Schon am 4. Februar 1991 konnte eine weitere Versammlung durchgeführt werden, in der nach Zustimmung zum inzwischen mit Dr. Herbert Wein aus Essen, einem ehemaligen Sangerhäuser, erarbeiteten Statut durch die Anwesenden, der erste Vorstand und das Revisionsorgan gewählt wurden. Damit war die Gründung des „Vereins für Geschichte von Sangerhausen und Umgebung“ vollzogen und der Verein war arbeitsfähig.

In den Vorstand nach der Gründung wurden gewählt: Helmut Loth, Vorsitzender; Dr. Karl-Heinz Dechow, stellvertretender Vorsitzender; Michael Hess, Kassierer; Ingrid Hopfstock, Schriftführerin.

Von Beginn seiner Gründung an sieht sich der Verein für Geschichte von Sangerhausen und Umgebung e. V. nicht nur als Sachverwalter der Anliegen seines Vorgängervereins, sondern auch als ein Verein, der seinen Mitgliedern und auch den Bürgern und Bürgerinnen von Sangerhausen und Umgebung in einer Zeit tiefgreifender Veränderungen ein Stück Identität und Kontinuität zwischen gestern, heute und morgen vermitteln will.

Aktuell kümmert sich der Verein seit mehreren Jahren um die Rettung des stark geschädigten Waffenepitaphs von Herzog Christian von Sachsen-Weißenfels, welches sich ursprünglich in der Ulrichkirche in Sangerhausen befand (Abb. 15/16). Inzwischen konnte dank der eingeworbenen Spenden und erfolgten Fördermittelzusagen der Auftrag für die Restaurierung an die Restauratorin Andrea Himpel aus Halle erteilt werden (Abb. 17).

Abb. 15: Das Waffenepitaph von Herzog Christian von Sachsen-Weißenfels in der Ulrichkirche, aufgenommen 2005.

Abb. 16: Der Zustand des Epitaphs im Jahr 2018.

Abb. 17: Aufnahme aus der Restaurierungswerkstatt.

Im Folgenden wird eine Auswahl von Schwerpunkten der bisherigen Vereinsarbeit genannt:

– Herausgabe von Mitteilungsheften (bisher Hefte 1–28/29), weitere in Vorbereitung
– 1994 u. 1995 – Reprint „Geschichte der Stadt Sangerhausen“ von Friedrich Schmidt (1994 = 500 Stück, 1995 = 300 Stück)
– 1996 – Veröffentlichung „Geschichte der Entstehung und Verfassung der Stadt Sangerhausen“ von Dr. Herbert Wein
– 2004 – Initiierung der Herstellung und Anschaffung einer Amtskette für den Oberbürgermeister
– 2005–2010 – Spendenaktion zur Unterstützung der Instandsetzung des Renaissanceerkers am Neuen Schloss
– 2008 – „Aus der Liebe zur Heimat …“ Ausstellung im Spengler-Museum und Broschüre zum 75. Todestag des Sangerhäuser Stadtchronisten Friedrich Schmidt
– 2012/2013 – Spendenaktion und Restaurierung des Kobermännchens im Neuen Schloss
– 2013 – 300 Jahre Schlosskapelle im Neuen Schloss, wissenschaftliche Tagung, Trinitatislager
– 2017 – Glockenguss für die Marienkirche
– 2020 – Guss einer neuen Ratsglocke aus Bronze für das Rathaus Markt 1 aus Anlass „75 Jahre Frieden in Sangerhausen“
– 2020/21 – Museumskonzept für das Spengler-Museum

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass sich die Aktivitäten des Vereins für Geschichte von Sangerhausen und Umgebung e. V. neben Vereinsversammlungen und Exkursionen auf die Herausgabe von Veröffentlichungen sowie auf die praktische Vorbereitung und Unterstützung der Erhaltung von geschichtlichen Zeugnissen in der Kernstadt Sangerhausen konzentrieren.

Wesentliche Schwerpunkte der Vereinsarbeit sind die Unterstützung des Sangerhäuser Spengler-Museums und des Memorialmuseums Spengler-Haus. Viele Veranstaltungen werden mit Partnern durchgeführt, ein umfangreiches Netzwerk zur gegenseitigen Unterstützung hat sich entwickelt. Am 31. Dezember 2023 hatte der Verein für Geschichte von Sangerhausen und Umgebung e. V. 106 Mitglieder. Davon sind sieben Mitglieder juristische Personen. 32 Mitglieder kommen nicht aus Sangerhausen. 74 Mitglieder sind aus Sangerhausen und den Ortsteilen.

Helmut Loth

arbeitete bis zu seinem Ruhestand in der Stadtverwaltung Sangerhausen und war dort u. a. für Projekte des städtebaulichen Denkmalschutzes verantwortlich. Seit 1991 ist er Vorsitzender des von ihm mitgegründeten Vereins für Geschichte von Sangerhausen und Umgebung e. V. Zudem ist er Vorstandsmitglied des Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt e. V. 2013/2014 wurde er durch den Kultusminister Sachsen-Anhalts zum Engagementbotschafter Kultur berufen. ⇆ geschichtsverein@web.de

  1. 1)

    Die Ausführungen über den Verein Geschichte und Naturwissenschaft in Sangerhausen und Umgegend e. V. beruhen im Wesentlichen auf der Veröffentlichung von Irene Straubel. Vgl. Irene Straubel: Geschichte des Vereins für Geschichte und Naturwissenschaft in Sangerhausen und Umgegend. In: Spengler-Museum. Beitr.ge zur Heimatforschung (1991), H. 10, S. 67–69.

  2. 2)

    Vgl. Statuten: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde von Sangerhausen und Umgegend (1881), H. 1, S. 183–185 und Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Naturwissenschaft in Sangerhausen und Umgegend (1931), H. 21, S. 74–76.

  3. 3)

    Mitteilungen (1941), H. 27, S. 75.

  4. 4)

    Mitteilungen (1906), H. 5, S. 218.