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Mit neuer Technik auf alten Spuren

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Konnex - „Zeitschrift für Regional- und Heimatforschung Sachsen-Anhalt“ (Nr. 2, 2025)

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Geschichte Heimatforschung & Ortschronik

Der Verein für Computergenealogie e. V. – CompGen

Vor nunmehr 35 Jahren, in einer Zeit, als die ersten Computerfreaks sich über Modem und Mailboxen austauschten, trafen sich einige Familienforscher:innen. Schnell erkannten sie die Möglichkeiten,
die sich durch diese Technik und das wachsende Internet ergaben und so wurde 1989 der Verein
für Computergenealogie e. V. (CompGen) gegründet. Satzungsgemäßes Ziel war es, die Möglichkeiten der Computergenealogie für genealogische Forschungen zu nutzen und damit die Erforschung von Ahnen und familiären Linien zu fördern. Mit diesen Vorgaben erreichte der Verein die Gemeinnützigkeit.

Angebote des Vereins für die Familienforschung

Auf der Webseite www.compgen.de finden sich die Angebote zusammengefasst in den Rubriken: Recherchieren – Kommunizieren – Informieren.

Recherchieren

Die Recherche steht zumeist am Beginn jeglicher Forschungstätigkeit. In der Rubrik „Recherche“ finden sich demnach unzählige Informationen und Datensätze digital zusammengestellt. Diese können von Interessierten nicht nur durchsucht, sondern auch bearbeitet und erweitert werden. So ist es das Ergebnis unermüdlicher Schreibarbeit vieler Genealog:innen, die mit weit über 250.000 Infoseiten ihr Wissen in ein genealogisches Wiki eingebracht haben. Es dürfte dort kaum einen Suchbegriff im Bereich Familienforschung geben, der nicht mit einer Antwort bedient wird.

Neben dem „Genwiki“1 hält der Verein in seinem Technikbereich auf Servern eine Vielzahl an Datenbanken mit unterschiedlichen Forschungsdaten und Inhalten bereit. Auch hier legt der Verein den Schwerpunkt darauf, dass sämtliche Inhalte von Forschenden erstellt werden und lediglich die Verwaltung und Koordination von Vereinsseite erfolgt. So kann in Millionen von Datensätzen, Bildern und Dokumenten recherchiert werden. Vereinfacht wird dies auch durch eine eingerichtete Metasuche, die den Suchbegriff gleichzeitig in eine Vielzahl unterschiedlicher Datenbanken (Genealogische Daten, Adressbuchdaten, Grabsteine, Ortsfamilienbücher, Geschichtliches Ortsverzeichnis, Familienanzeigen, Totenzettel, Weltkriegsverlustlisten u. a.) schickt und die Ergebnisse gebündelt als Direktlink zurücksendet (Abb. 1).

Abb. 1: Über die Metasuche können gleichzeitig unterschiedlichste Quellen in verschiedenen Datenbanken durchsucht werden.

Kommunizieren

Schon vor 100 Jahren kamen viele Forschende auf unterschiedliche Ideen, wie man sich gegenseitig austauschen und unterstützen könnte. Als ein Stichwort sei der Ahnenlistenumlauf (ALU) genannt.2 Das Medium Brief war lange Zeit die einzige Möglichkeit, um sich mit Informationen auszutauschen.

Die heutigen technischen Möglichkeiten bieten neue Wege. CompGen hält dafür eine Vielzahl unterschiedlicher Werkzeuge bereit. Mithilfe von Mailinglisten, einem Forum oder mit der Kommunikationsplattform Discourse3 kann man sich vernetzen, mit anderen in Kontakt treten oder sich gegenseitig unterstützen: Wer hilft mir beim Lesen? Wie heißt der Ort hier im Kirchenbuch? Wo finde ich die Personenstandsurkunden? Wer hilft mir bei der DNA-Analyse?

Informieren

Eine der ersten Überlegungen unserer Gründungsgeneration war es, genealogische Informationen
in Form einer Zeitschrift zu publizieren. So wurde bereits vier Jahre vor der eigentlichen
Vereinsgründung eine Zeitschrift mit vielen technischen Inhalten zur Entwicklung der Datenverarbeitung
herausgegeben.4 Der Verein ist besonders stolz auf sein ehrenamtliches Redaktionsteam, das vierteljährlich eine COMPUTERGENEALOGIE zu einem jeweiligen Themenschwerpunkt bereits im 39. Jahrgang herausgibt. Daneben arbeitet eine Blog-Redaktion und liefert mehrmals pro Woche aktuelle Themen mit geschichtlich-genealogischem Bezug (Abb. 2).

Abb. 2: Titelseite der vereinsgetragenen Zeitschrift Computergenealogie, 39. Jahrgang, 1. Heft 2024.

Mitmachen

In seiner Digitalen Bibliothek DigiBib stellt der Verein neben der deutschlandweit größten Zusammenstellung von Adressbüchern auch selbst Bücher und Dokumente online zur Verfügung.5

Sehr viele ehrenamtlich engagierte Forscher:innen helfen mit, diese Inhalte datenbankmäßig zu erfassen, um sie dort auch durchsuchbar zu machen. Es wurde dafür ein eigenes Daten-Eingabe-System (DES) entwickelt, mit dem direkt im Browser das Digitalisat aufgerufen und per Erfassungsmaske indexiert wird.

Aber daneben stehen noch viele weitere Mitmachmöglichkeiten zur Verfügung, wo jeder je nach seinen Möglichkeiten und Ambitionen sicher etwas finden kann – gemäß einem Wahlspruch des Vereins: Von Genealogen für Genealogen! Und natürlich gehört deswegen eine Verpflichtung des Vereins auch dazu: Alle Angebote in Datenbanken und Wissensplattformen und die Nutzung der Kommunikationsplattformen stehen allen Forschenden kostenfrei zur Verfügung!

Die Finanzierung dieses Gesamtangebots geschieht ausschließlich aus den Mitgliedsbeiträgen der 4.300 Mitglieder im größten Genealogieverein des deutschsprachigen Raums. Der Verein ist Mitglied im Dachverband für Genealogische Vereine DAGV und auch Mitglied der Deutsch-Amerikanischen Genealogischen Partnerschaft IGGP.6 Enge Zusammenarbeit besteht auch mit mehreren Archiven und Vereinen, meist in Verbindung mit der Erfassung von genealogisch interessanten und seltenen Quellen. Hierbei entwickeln engagierte Mitglieder auch bereits erste Workflows in Verbindung mit Werkzeugen der künstlichen Intelligenz (KI). So ist der Verein z. B. Gründungsmitglied der gemeinnützigen Genossenschaft READ-COOP, die die Handschriftenerkennungssoftware Transkribus entwickelt.7

Jubiläumsveranstaltung

Im September 2024 beging der Verein für Computergenealogie e. V. sein 35. Jubiläum mit einer Veranstaltung auf dem Steintor-Campus in Halle (Saale) zusammen mit vielen Historiker:innen, Wissenschaftler:innen und natürlich auch mit vielen Ortschronist:innen.

Horst Reinhardt

war bis zu seiner Pensionierung Lehrer an berufsbildenden Schulen. Seither widmet er sich ehrenamtlich der Familienforschung und ist seit 2014 Leiter der Geschäftsstelle des Vereins für Computergenealogie e. V. Zusammen mit seiner Frau Ingrid Reinhardt führt er regelmäßig Veranstaltungen des LHB-Grundlagenkurses für Ortschronisten und Heimatforschende zum Thema digitale Familienforschung durch. ⇆ geschaeftsstelle@compgen.de

  1. 1)

    Vgl. https://wiki.genealogy.net/ (17.04.2024).

  2. 2)

    Vgl. https://wiki.genealogy.net/Ahnenlistenumlauf (17.04.2024).

  3. 3)

    Vgl. https://discourse.genealogy.net/ (17.04.2024).

  4. 4)

    Vgl. Computergenealogie. Zeitschrift für Familienforschung.

  5. 5)

    Vgl. https://www.digibib.genealogy.net/ (14.06.2024).

  6. 6)

    Vgl. https://wiki.genealogy.net/International_German_Genealogy_Partnership (14.06.2024).

  7. 7)

    Vgl. https://readcoop.eu/de/ (14.06.2024).