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Ein Fundus für die Heimatforschung

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Konnex - „Zeitschrift für Regional- und Heimatforschung Sachsen-Anhalt“ (Nr. 1, 2024)

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Bibliothek & Lesestube Bildung & Vermittlung Geschichte Heimatforschung & Ortschronik Landschaft, Natur & Umwelt

Die Kartensammlung der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt

Seit ihrer Gründung im Jahr 1696 werden an der Universitätsbibliothek in Halle kartografische Materialien gesammelt. Den Grundstock der heutigen Kartensammlung der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt (ULB) bilden Karten und Atlanten aus Schenkungen und Nachlässen, die der Bibliothek seit den Anfangsjahren ihres Bestehens überlassen wurden. Umfangreiche historische Kartenbestände stammen auch aus der ehemaligen Universität Wittenberg, die im Jahr 1817 mit der Universität Halle vereinigt wurde. Darunter befinden sich zwei handgezeichnete Portolankarten des Indischen Ozeans aus dem 17. Jahrhundert, die heute zu den wertvollsten Unikaten der ULB gehören. Ein weiteres bedeutendes Einzelstück ist ein Holzschnittfragment, welches um das Jahr 1540 von dem niederländischen Drucker Herman van Borculo erstellt wurde. Von dieser Karte sind bislang nur drei weitere Fragmente weltweit bekannt. Ab dem Jahr 1948 wurden der Bibliothek zusätzliche Aufgaben einer Landesbibliothek übertragen. Seitdem sammelt die ULB systematisch alle Karten mit inhaltlichem Bezug zum heutigen Land Sachsen-Anhalt. Darunter gehören neben amtlichen Kartenwerken auch Spezialkarten wie Bergbaurisse aus dem Mansfelder Land oder dem Harz sowie historische Stadtpläne vieler Ortschaften aus dem Landesgebiet, wie z. B. Halle, Magdeburg, Dessau oder Wernigerode. Zwischen 1945 und 1990 übernahm die ULB als zentrale Depotbibliothek die Bestände mehrerer aufgelöster Adels- und Behördenbibliotheken, in denen weitere umfangreiche Kartensammlungen enthalten waren. Die letzte große Bestandserweiterung erfolgte in jüngster Zeit: Mit dem Umzug mehrerer Einrichtungen der Martin-Luther- Universität an neue Standorte wurden zwischen 2003 und 2015 bisher parallel geführte Kartensammlungen verschiedener Universitätsinstitute in die ULB-Kartensammlung integriert. Gegenwärtig wird die ULB-Kartensammlung neben Schenkungen und Pflichtabgaben kontinuierlich durch Neuerwerbungen erweitert. Dabei liegt der regionale Sammelschwerpunkt nach wie vor auf Mitteldeutschland. Die Kartensammlung der ULB umfasst aktuell etwa 100.000 Kartenblätter. 17.500 Karten stammen aus der Zeit vor dem Jahr 1850, darunter sind ca. 450 handgezeichnete Pläne.

Die ULB-Kartensammlung steht allen Interessierten offen. Ein Teil der historischen Kartenbestände ist in den letzten Jahren digitalisiert worden und kann bequem im Vollbild online eingesehen und heruntergeladen werden. Die Kartentitel sind über die Bibliothekskataloge der ULB recherchierbar. Das dort verzeichnete Kartenmaterial kann in den Lesesaal für Historische Bestände und Karten bestellt und dort eingesehen werden. Als weitere Dienstleistung bietet die ULB Fachauskünfte durch die Mitarbeiter:innen der Kartensammlung.

MANSFELDICI. Comitatus typus chorographicus. Entwurf des Kartografen Tilemann Stella, 1571. Johannes Mellinger (Hg.). 34 x 38 cm (37 x 49 cm), ca. 1:180.000, [Jena].

Dipl. Geogr. Martin Scheuplein M.A.

ist Fachreferent und Leiter der Kartensammlung an der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt in Halle. ⇆ martin.scheuplein@bibliothek.uni-halle.de